Das Hacktivisten-Kollektiv Anonymous plant angesichts der Verhaftungen des vergangenen Dienstag eine Neuauflage seiner "Operation Payback" - in welcher Form, ist bislang noch unklar. Die Online-Aktivisten verstehen sich als Freiheitskämfer. Sie sehen sich und ihre Aktionen zu unrecht kriminalisiert und werben in einer aktuellen Pressemitteilung um das Verständnis der Bevölkerung.
Mit den Festnahmen, so heißt es, hätten die Regierungen von Großbritannien, den Niederlanden und den USA gezeigt, dass sie "die Nase voll hatten von den Freiheitsrechten ihrer Bürger," schreibt Anonymous und ergänzt: "Auf wahrhaft dystopische Art traten sie [die Regierungen] nicht nur die Rechte dieser Individuen [der Festgenommenen], sondern die Grundrechte eines jeden Menschen mit Füßen: die Redefreiheit, das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Versammlungsfreiheit."
Diese Handlungen, so Anonymous, dürften "nicht unbeantwortet bleiben". Vielmehr müsse man mit "echten und konzentrierten Taten" auf das Vorgehen der Ermittlungsbehörden reagieren.
Anonymous beschreibt die Festgenommenen als Idealisten, die an eine gemeinsame Sache glauben und mit denen sich alle freiheitsliebenden Menschen solidarisieren sollten. "Wir, als Anonymous, haben eine sehr reale Verantwortung gegenüber diesen Menschen, die für ihren Kampf für Freiheit eingesperrt wurden, damit wir für die ihre kämpfen können," erklären die Hacktivisten.
In seiner Mitteilung wendet sich Anonymous außerdem gegen die Kriminalisierung von DDoS-Angriffen und anderen vom Kollektiv durchgeführten Protestaktionen. Es heißt: "Hast du jemals bei einem Sitzstreik mitgemacht, jemals in den Straßen demonstriert oder versucht, den Eingang eines Gebäudes aus Protest zu blockieren? Die Aktionen von Anonymous sind das Internet-Äquivalent zu diesen traditionelleren Formen des Protests, und die Festnahme unserer Aktivisten aufgrund dieser Handlungen ist ein Verbrechen gegen die Freiheit und Demokratie. Wie jedoch könnten unsere Aktionen von Regierungen als echter Protest angesehen und akzeptiert werden, wenn wir doch täglich feststellen, dass sie nur die Demonstrationen tolerieren, die in ihren eigenen Interessen sind…"
Anonymous sieht sich durch die Behörden "fälschlich als 'terroristische Gruppierung' abgestempelt". Durch diese "unrechten Anschuldigungen" sei es dann zu den Verhaftungen gekommen und es habe sich "ein schmutziges Katz- und Mausspiel entwickelt mit unberechenbaren und unkontrollierbaren Konsequenzen". Aufgrund der losen Struktur von Anonymous könnten die Ermittlungsbehörden gar nicht wissen, ob ein bestimmter Aktivist zum Kollektiv gehöre, sondern diesen lediglich mit der Anschuldigung einer Zugehörigkeit festnehmen "ohne jegliche echte Anklage und ohne jeden Beweis, dass diese zu Anonymous gehören oder sich mit ihnen identifizieren."
Die Hacktivisten geben sich kämpferisch. Sie betonen: "Obwohl Anonymous keine 'Gruppe' ist, ist es eine Idee, die von allen, die Freiheit und Gerechtigkeit verteidigen, geteilt wird. Die Regierungen können gar nichts erreichen, wenn sie versuchen, Teilnehmer von Anonymous zum Schweigen zu bringen, denn für jeden von uns, der fällt, werden zehn neue kommen. Menschen dieser Welt... vergesst niemals, dass Anonymous nicht nur für unsere Freiheit kämpft, sondern für die eines jeden, auch für DEINE!"
Die Erklärung endet mit einem Zitat von Berthold Brecht: "Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!" Es scheint eindeutig, als sei das Kollektiv durch die Festnahmen nicht eingeschüchtert, sondern vielmehr noch in seiner Entschlossenheit bestärkt worden. Welche Folgen das haben wird, wird sich zeigen.